Auf den Spuren wilder Tiere

Wer träumt nicht auch davon, wie ein echter Indianer auf den Spuren wilder Tiere  die verschiedensten Tierarten bestimmen zu können und sich nahezu geräuschlos durch die unberührte Natur zu bewegen? Genau das bietet die Jugendherberge „Urwald-Life-Camp” im thüringischen Lauterbach an. Wir haben die Erlebnisjugendherberge besucht und die beliebte Wanderung entlang des Wildkatzenpfades getestet.

Unser Tag beginnt mit strahlendem Sonnenschein und dem Duft nach Frühling. Mit geschnürten Schuhen und hochmotiviert starten wir von der Wildkatzenscheune im Nationalpark Hainich hinein ins Abenteuer. Schüler wie Lehrer sind freudig-aufgeregt. Was erwartet uns? Werden wir wilde Tiere sehen, vielleicht sogar die scheuen Wildkatzen?

Spielerisch lernen

Mit diesen Fragen und reichlich Müsliriegel im Gepäck folgen wir Ranger Johannes den Wildkatzenpfad entlang. Schon nach wenigen Metern machen wir Halt. Johannes hat sich für uns ein Spiel ausgedacht. „Jetzt bilden alle mal einen großen Kreis“, ruft er uns zu. „Einer von euch kommt in die Mitte. Das ist die Maus. Die Maus ist übrigens eines der Leibgerichte der Wildkatze.“ Der Ranger legt nun mit einem geräuschlosen Tippen auf die Schulter fest, wer aus dem Kreis die Wildkatze ist. Diese schleicht sich an die Maus heran, darf dabei aber nicht bemerkt werden. Die Maus trägt eine Augenbinde und muss erraten, aus welcher Richtung des Kreises die Wildkatze kommt. Erkennt sie das wilde Tier rechtzeitig, hat sie gewonnen. Im echten Leben ginge es für die Maus hierbei nämlich um Leben und Tod.

In unserer Gruppe sind die Mäuse wahre Gehörspezialisten. Jedes Rascheln der Wildkatzen bemerken sie! Das geht natürlich nur, wenn alle anderen mucksmäuschenstill sind. „So leise sind die Kinder in der Schule nie“, kommentiert Klassenlehrerin Gabi das Spiel und lacht. Sie ist das zweite Jahr in Folge mit einer Klasse in der Jugendherberge „Urwald-Life-Camp“ zu Gast und ist begeistert von dem vielfältigen und lehrreichen Programmangebot. Das kann ich gut verstehen. Schon nach kurzer Zeit habe ich viel über die Natur dazugelernt, zum Beispiel wie schwer es doch ist, sich geräuschlos fortzubewegen. Was der Wildkatze in die Wiege gelegt ist, ist für uns Menschen nur annähernd mit viel Training möglich.

Auf den Spuren wilder Tiere - Die Wanderung geht los
Auf den Spuren wilder Tiere – Die Wanderung geht los

Unberührte Natur

Nach dem „Katz-und-Maus-Spiel“ geht es weiter auf dem Wildkatzenpfad. Während wir auf den Spuren der Wildkatzen wandeln, fällt uns immer wieder auf, wie schön das Zuhause der großen „Stubentiger“ ist. Ein paar Augenblicke später versuchen wir gemeinsam mit dem Ranger, Fußabdrücke im schlammigen Boden den verschiedenen Tierarten, die hier leben, zuzuordnen. Gar nicht mal so leicht. Zum Glück hilft uns Johannes. Neugierig darauf, was uns als Nächstes erwartet, laufen wir weiter den Wildkatzenpfad entlang. Der Nationalpark Hainich in Thüringen liegt im größten zusammenhängenden Laubwaldgebiet Deutschlands. Ich beginne langsam zu verstehen, warum sich die Wildkatze und andere scheue wilde Tierarten hier so wohl fühlen. Als Stadtkind war ich vor dem Ausfug skeptisch, ob ich die Zivilisation nicht schon bald vermissen würde. Aber bei dem Anblick von so viel schöner, unberührter Natur vergesse ich schnell alles um mich herum.

Brot und Spiele auf den Spuren wilder Tiere

Johannes führt uns zu unserem nächsten Streckenziel: dem Aussichtsturm Hainichblick. Von hier haben wir einen beeindruckenden Rundumblick über den Hainich. Und tatsächlich sind wir Wandersleute so beeindruckt, dass wir unsere Mittagspause hier abhalten. Bei strahlendem Sonnenschein und leckerem Mittagssnack ruhen wir uns erst einmal ein bisschen aus.
Frisch gestärkt, erklärt uns unser Ranger das nächste Spiel. Dabei sollen wir mit verbundenen Augen verschiedene Gerüche erraten. Das schärft wirklich die Sinne. Denn wenn man sonst alles auch sehen kann, muss man sein Riechorgan nicht so sehr anstrengen. „Die Wildkatze setzt ihres bei der Suche nach Nahrung aber sehr gezielt ein“, erklärt uns Johannes. Da hat sie uns
eindeutig einiges voraus. Nun ist es aber langsam an der Zeit, den Aussichtsturm wieder zu verlassen. Wir machen uns auf den Weg, das letzte Stück unserer Wanderung durch den Nationalpark zu meistern. Zu Gesicht bekommen wir die Katze heute aber nicht mehr.

Spiel im Rampenlicht

Nach unserem Ausfug zum Wildkatzenpfad erwartet uns nach dem leckeren Abendessen in der Jugendherberge ein weiteres Highlight: das Nakundu-Spiel, das speziell vom Nationalpark und dem Deutschen Jugendherbergswerk Thüringen entwickelt wurde. Dabei können wir in Teams unser neu erworbenes Wissen testen und uns wie richtige Fernseh-Quiz-Teilnehmer fühlen. Nebenbei lernen wir auf dem überdimensionierten Spielbrett, auf dem wir die Figuren sind, noch mehr über Nachhaltigkeit und refektieren unseren eigenen Lebensstil und unser Konsumverhalten. Gemeinsam in der Gruppe stehen wir auf dem riesigen Spielfeld inmitten von Scheinwerfern und lassen den Tag ereignisreich zu Ende gehen.

Fast schon glamourös endet damit unser Ausflug auf den Spuren wilder Tiere zum „Urwald-Life-Camp”. Ein bisschen wehmütig sind wir schon, als Johannes sich verabschiedet. Wir haben in der kurzen Zeit unglaublich viel gelernt, gesehen und ausprobiert. Eins ist klar: Lange warten werden wir nicht mit unserer nächsten Wanderung hier mitten in der Natur, um die anderen unzähligen Wege im Nationalpark erkunden zu können. Und während die hauptsächlich nachtaktive Wildkatze sich auf den Weg macht, verkrümeln die Schüler sich in ihre Zimmer, um hoffentlich bald das Licht auszumachen.

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