Abenteuer echtes Essen
Mit der Klasse auf Entdeckungstour
In jeder Schulklasse sitzen Veganer neben Fast-Food-Freaks, Zuckerschnuten Seite an Seite mit Laktose-Intoleranten. Ist Essen heute komplizierter geworden? Antworten geben zahlreiche Angebote in den Jugendherbergen. Aufgetischt werden Wissen und Qualität – ganz ohne Ideologie, dafür aber mit einer großen Prise Spaß!
Kompost oder Kochtopf? Helen hält die frisch gepflückten grünen Stängel in die Runde. Die Zehnjährige hat sie rund um die Jugendherberge gefunden. Jetzt forscht die Gruppe gemeinsam, ob es sich um Unkraut oder um ein essbares Küchenkraut handelt. Vergleichspflanzen wachsen zum Glück im hauseigenen Kräutergarten. Später werden alle gesammelten Küchenkräuter gemeinsam in der Küche zu einer leckeren Mahlzeit verarbeitet.
Unter dem Stichwort „gesunde Ernährung“ haben die Jugendherbergen in ganz Deutschland einiges auf der Karte fürn mehrtägige Aufenthalte von Schulklassen.
Kulinarische Deutschland-Tour
Helen und ihre Mitschüler haben wir in der Jugendherberge Forbach-Herrenwies getroffen. Mit dem dortigen Ernährungs- und Kräuterprogramm startet unsere kleine kulinarische Fitnesstour durch Deutschland im Süden der Republik. Obwohl die Pflanzen in Herrenwies im Vordergrund stehen, geht es nicht darum, andere Zutaten zu verteufeln oder Veganismus zu propagieren. Vielmehr lernen die Teilnehmer in den drei Tagen überhaupt erst einmal natürliche Basisprodukte kennen, um daraus gesundes und schmackhaftes Essen herzustellen.
Fitnesstest in Mönchengladbach
Um den optimalen Treibstoff für körperliche und geistige Leistungsfähigkeit geht es ganz gezielt am nächsten Ort der Tour. Wir fahren Richtung Norden. Sechs Kilometer vor dem Ziel, der Jugendherberge Mönchengladbach, passieren wir den Borussia-Park. Während fast vis-à-vis die Fußballprofis im Training mit Laktatwerten und am Bundesligaspieltag mit bissigen Gegnern zu tun haben, beißen die Teilnehmer des Kurses „Top fit? Na klar!“ schließlich in selbst gemachte Snacks. Am Anfang steht aber erst einmal ein Fitnesstest. Malte aus Recklinghausen ist selbst überrascht, wie schnell ihm die Puste ausgeht. Das will der elfjährige Schalke-Fan natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Also hängt er sich mit viel Ehrgeiz richtig rein. Nach den fünf Tagen Fitness-Trainingslager in Mönchengladbach weiß er genau, wie er zu Hause weitermachen muss, um ernährungstechnisch auf Champions-League-Niveau zu kommen.
Weiter Richtung Osten: In Hankensbüttel am Rand der Lüneburger Heide erwartet uns ein weiterer echter Leckerbissen. Die Jugendherberge vor Ort hat ein tierisches Programm in Sachen Ernährung aufgelegt. Im offenen Anhänger hinter dem Traktor starten die Kursteilnehmer auf dem Biohof Bauck zur Nutztiersafari. Diese Tiere gilt es zu entdecken: amerikanische Präriebisons,
europäische Wasserbüffel, ungarische Steppenrinder, asiatische Yaks, Lamas, Davidhirsche, Angoraziegen, Zackelschafe und Muffelwild.
Jagdglück in der Lüneburger Heide
Bauer Henning Bauck erzählt viel Wissenswertes über die Tiere – ganz ohne Jägerlatein. Wenngleich während der Safari nicht gejagt wird, so ist es doch ein Thema des Programms. Beim Bogenschießen – auf Scheibe – lernen die Schüler eine klassische Jagdwaffe ihrer Urahnen kennen. „Ich esse so gerne Würstchen. Trotzdem bin ich froh, dass ich nicht selbst Tiere dafür schlachten muss“, sagt die achtjährige Cathleen. Ihrem Klassenkameraden Noah ist dagegen der Appetit auf Fleisch gerade abhanden gekommen, „Ich möchte lieber, dass die ganzen interessanten Nutztiere, die wir gesehen haben, weiterleben können.“
Ernährungsführerschein in Hessen
So wie sich am Fleischverzehr die Geister scheiden, bietet uns unsere Deutschland-Tour nun zwei Wege an: Richtung Süden ins hessische Biedenkopf und gen Westen nach Lingen im Emsland. An beiden Zielpunkten geht es um Aufklärung und Wissensvermittlung, die passend zum Thema natürlich ganz praktisch durch den Magen gehen. Beim Ernährungsführerschein für Dritt- und Viertklässler in Biedenkopf dürfen die Kinder vor allem eines: selber machen! Ausgehend von der Zubereitung kleiner, kalter Gerichte bietet der Ernährungsführerschein eine Vielfalt von Lernfeldern: Das Kennenlernen von Ernährungsbegriffen, das Einschätzen von Portionen und auch das gemeinsame Tischdecken und Essen. Immer mit dabei: die Kunstfigur des cleveren Küchenmeisters Kater Cook. Er weiß, wie man sich fit und startklar macht für die Küche oder wie die Tische wieder blitzblank sauber werden. „Wir haben selber Fruchtjoghurt aus frischen Zutaten gemacht. Das mache ich zu Hause auf jeden Fall noch mal“, sagt Danny (9). Auch an schwierigere Rezepte will er sich mit Mama und Papa in der eigenen Küche heranwagen. „Als Nächstes mache ich meine Lieblingspfannkuchen selber!“
Damit ist das Ziel des Ernährungsführerscheins auf jeden Fall erreicht. Das vom Bundeszentrum für Ernährung entwickelte Programm will den Umgang mit Lebensmitteln lehren und Interesse für das, was wir essen, wecken.
„Food and Fun“ im Emsland
Am Etappenziel Lingen bekommen auch die Älteren bis zur 11. Klasse die richtigen pädagogischen Rezepte in Sachen gesunde Ernährung angeboten. Auf der „Entdeckungsreise für Genießer“ werden Antworten serviert auf alltägliche Fragen wie: Was essen wir eigentlich? Wann ist Essen ein Genuss? Was passiert, wenn wir uns falsch ernähren? Wie gefährlich ist zu wenig Bewegung? Welchen Einfluss hat die Werbung auf unseren Speiseplan? Statt Fast-Food tischen Freizeitpädagogen und Ökotrophologen eine Art Fun-Food auf – eine bekömmliche Mischung aus gutem Essen, viel Bewegung, neuen Einsichten und der richtigen Portion Genuss.
Leckeres Spiel mit dem Feuer in Meck-Pomm
Zum Abschluss der kulinarischen Deutschland-Tour haben wir für Mittelstufenschüler (7.–10. Klasse) einen heißen Tipp, der uns nach Nordosten führt, nach Mirow im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte. Das dortige „Gut drauf“-Programm stellt das Lagerfeuer in den Mittelpunkt: Hier schwingt der Hordentopf über den Flammen. Dazu gibt es selbst gebackene Teigfladen und am Ende eines langen Grillabends gart das Stockbrot über der Glut. Outdoor-Erfahrungen – zum Beispiel Kanufahren auf dem Mirower See – garnieren das hautnahe Erleben der Zubereitung von alltäglichen Speisen.
„Hat noch einer Hunger auf einen lätschigen Burger aus der Pappschachtel?“, fragt Almuth Bergmann ihre Schüler. Dass sich niemand meldet, ist in diesem Fall ausnahmsweise ein sehr gutes Zeichen.
Übrigens: Nicht nur im Rahmen von Schulreiseangeboten stehen in den Jugendherbergen Ernährungsfragen hoch im Kurs. Spezielle Verpflegungswünsche wegen Allergien oder Lebensmittelunverträglichkeiten werden bestmöglich berücksichtigt. Regionale und frische Zutaten finden immer mehr Verwendung – und mancherorts bringen die Köche ihre Gäste bereits mit einem regelmäßigen Veggie-Day auf den Geschmack.
Probieren!
Hier kommen Schüler auf den Geschmack: Tolle Angebote rund ums Kochen
jugendherberge.de/fitdrauf
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