Interview mit DRITTORTBEGEGNUNG in Breisach

Deutsch-französische Drittortbegegnungen ermöglichen Schüler*innen einen interkulturellen Austausch an einem neutralen dritten Ort – der Jugendherberge Breisach. Malerisch am Rhein gelegen, bietet die speziell konzipierte Schülerbegegnungsstätte optimale Voraussetzungen für zweisprachige Begegnungen. Angela Eckel-Vallier (Deutschland) und Marie Klinger (Frankreich) koordinieren das Projekt und unterstützen Lehrkräfte bei der Planung mit Materialien, zweisprachigen Spielen und regionalen Unternehmungstipps. Gefördert durch das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW), werden Begegnungen ab vier Projekttagen finanziell unterstützt. Wie diese einzigartigen Begegnungen Gemeinschaft und Toleranz fördern, verraten die beiden Koordinatorinnen im Interview.
Was macht die Jugendherberge in Breisach als Ort der deutsch-französischen Schülerbegegnung zu einem besonderen Ort für interkulturelle Begegnungen?
Die Jugendherberge in Breisach wurde in den 80ger Jahren, u.a. mit dem Ziel deutsch-französische Begegnungen zu beherbergen, gebaut. Die Lage direkt am Rhein, der die beiden Länder auf ganz besondere Weise miteinander verbindet, war wohl ein Grund für die Wahl des Standorts Breisach.
Die kleine Stadt am Rhein ist Europastadt. Wir haben von verschiedenen Aussichtspunkten, die zu Fuß von der Jugendherberge aus zu erreichen sind, einen Blick auf die Vogesen sowie auf den Schwarzwald. Die Attraktivität Breisachs durch die unmittelbare Grenznähe wird noch verstärkt durch die schöne Altstadt und das Münster, welches als historisches Gebäude Denk- und Mahnmal der deutsch-französischen Geschichte ist.
Zudem profitiert Breisach von seiner zentralen und idealen Lage im Zentrum des Oberrheins, die es den Gruppen ermöglicht die ganze Region zu entdecken.

Welche Rolle spielen Werte wie Gemeinschaft und Toleranz in den Programmen der Drittortbegegnungen?
Begegnungen zwischen Jugendlichen verschiedener Nationen sind oft mit widersprüchlichen Emotionen verbunden. Die Schüler*innen begegnen sich häufig mit fest verankerten Vorurteilen. Diese zu hinterfragen und im besten Fall eine gewisse Öffnung der anderen Nationalität gegenüber zu erreichen, ist das eigentliche Ziel der Begegnung. Der Weg dahin ist nicht einfach, aber Toleranz ist eine wesentliche Voraussetzung für das Aufbrechen der alten Denkstrukturen. Gemeinschaftliches Erleben und gemeinschaftliches Handeln sind die Bausteine, um den Schüler*innen zu verdeutlichen, dass der vermeintlich „Andere“ gar nicht so anders tickt.
Kannst du uns ein Beispiel für ein besonders prägendes Erlebnis aus einer deutsch-französischen Begegnung erzählen?
Vor einiger Zeit haben wir eine Gruppe betreut, die mit den Schüler*innen viele Bewegungsspiele gemacht hat. Da sind die Jugendlichen über Teamspiele richtig körperlich miteinander in Kontakt gekommen. Am Ende des Spielenachmittags, sagte eine Schülerin: Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so einem fremden Franzosen in die Arme falle… (Sie war beim Spiel fast hingefallen und der Franzose hat sie aufgefangen).
Wie unterstützen eure Programme Lehrkräfte dabei, interkulturelles Lernen in den Schulalltag zu integrieren?
Wir bieten zahlreiche pädagogische Materialien, die auch außerhalb der Begegnungen genutzt werden können, an. Zum Beispiel gibt es die Möglichkeit, Aktivitäten mit unserem Adventskalender oder mit Spielen zum Tag der deutsch-französischen Freundschaft allein oder online im Team zu erleben.
Wie tragen die Drittortbegegnungen dazu bei, kulturelle Vielfalt nicht nur zu erleben, sondern auch aktiv zu gestalten?
In der Tat ist die deutsch-französische Begegnung inzwischen auch durch kulturelle Vielfalt geprägt. An einem Drittort sind Menschen nicht durch formelle Strukturen oder Hierarchien gebunden, wie es oft in der Schule der Fall ist. Diese lockeren, oft kreativen Umgebungen schaffen Raum für ungezwungene Begegnungen.
Drittortbegegnungen ermöglichen es den Teilnehmern darüber hinaus, ihre eigene kulturelle Identität und Erfahrungen bei eigens dafür gedachten Aktivitäten oder Spielen einzubringen.
Bilder die bei den Drittortbegegnungen in Breisach entstanden sind





Welche konkreten Angebote und Aktivitäten können Lehrkräfte und Schüler*innen bei einem Aufenthalt in Breisach erwarten?
Wir haben eine große Fülle an Ice-Breaker Spielen und auch sonstigen Spielen, die speziell für deutsch-französischen Gruppen erstellt wurden. Des Weiteren haben wir für alle großen Städte in der Nähe von Breisach deutsch-französische Stadtrallyes entworfen.
Jedes Jahr Weihnachten stellen wir einen interaktiven Adventskalender online, welche Lehrkräfte auf beiden Seiten des Rheins abrufen können. Dieses Jahr ist der Adventskalender eine Art „Escape Game“.
Zum deutsch-französischen Tag im Januar gibt es auch jedes Jahr eine Aktivität, die mit den Schüler*innen im Unterricht durchgeführt werden kann. Im Jahr 2023 zum 60. Geburtstag des Elysée Vertrags haben wir das Escape Game „Alerte Elysée“ den Lehrkräften Online zur Verfügung gestellt.
Was für die meisten LehrerInnen jedoch sehr wichtig ist, ist die Beratung. Wir können durch unsere Ortskenntnis und den Erfahrungsschatz gute Tipps geben, die die LehrerInnen nur zu gerne annehmen. Unsere Aufgabe ist es, die KollegInnen bei der Planung ihrer Drittortbegegnung zu unterstützen. Diese Unterstützung ist sehr individuell auf die jeweiligen Wünsche der Gruppenleiter abgestimmt.
Welche Tipps gibst du Lehrkräften, die zum ersten Mal eine Schülerbegegnung planen?
- Buchung der Jugendherberge (insbesondere Breisach) mindestens ein Jahr im Voraus.
- Mischung zwischen Ausflugsprogramm und Erlebnisprogramm, an denen die Schüler*innen gemeinsam handeln / spielen / entdecken können.
- Zeit für Freizeit einplanen / Raum für selbst ausgesuchte Aktivitäten geben, damit die Schüler*innen Selbstwirksamkeit erfahren können.
- Nicht zögern, Fragen zu stellen und um Hilfe zu bitten. Gerne unterstützen wir eure Projekte, je nach eurem Bedarf und euren Wünschen.
Mehr Infos zu diesem Thema bekommt ihr auf dieser Webseite: DRITTORTBEGEGNUNG
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