Zusammen hoch hinaus!

Nachtwanderungen, Lagerfeuer, GPS-Tour und Kletterspaß: Die Burg-Jugendherberge Altleiningen in der Pfalz bietet Abenteuer und Teambildung in der Natur mitten in einer Bilderbuch-Kulisse. Das DJH-Programm „Klasse Team Tage“ zeigt Schulklassen spielerisch, wie wichtig Gemeinschaft und Zusammenhalt sind. Als Team meistern sie jede Hürde und wachsen über sich hinaus. Wir durften sie dabei begleiten.


Kindergeschrei im Hof. Ein Softball fiegt durch die Luft. Die Sonne strahlt. Im Frühstücksraum klappert das Geschirr. Sofort bin ich mitten im Jugendherbergsgeschehen. Die Burg bietet 116 Betten, diverse Aufenthaltsräume, Spielgeräte und ein öffentliches Freibad im Burggraben. Hier finden Schulklassen ein uriges Flair vor, auch ich fühle mich sofort wohl.

Dreh und Angelpunkt: Grünstadt

Die Schüler vom Hölderlin-Gymnasium aus Heidelberg treffen sich nach dem Frühstück im Gemeinschaftsraum „Grünstadt“. Teamerin Susanne Schäfer schafft es mit links, die 28 Mädchen und Jungen der 6. Klasse zum Zuhören zu bewegen. Im Stuhlkreis lauschen sie gespannt ihrer Worte. Schnell bilden sich kleine Murmelgruppen, in denen die Schüler ihre Erlebnisse der letzten Nacht diskutieren. In den Murmelgruppen bestimmen die Kinder selbstständig einen Sprecher, der die Gefühle der Gruppe später präsentieren soll. Die Kids legen direkt los und wildes Gemurmel erfüllt den kleinen Raum. Kurze Zeit später werden die Erlebnisse von den jeweiligen Sprechern zusammengefasst und der Rest hört gespannt zu. Sprecherin Maike berichtet, dass ihre Gruppe eine turbulente Nacht hatte. Vor allem die Nachtwanderung am Vorabend hat allen gut gefallen. Die ausgebildete Erlebnispädagogin Susanne hat ihre Ohren überall, mit viel Witz und Lob hakt sie einfühlsam nach – auch die Lehrerinnen Romy Rehage und Ina Hochhuth werden miteinbezogen. Durch den regen Austausch entsteht gleich das Gefühl von Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit.

Schließlich verkündet Susanne den ersten Programmpunkt: Der Monkeybaum steht auf dem Plan. Einige hatten schon am Vortag das Vergnügen und dürfen sich nun beim Fußballspielen austoben.

Der Monkeybaum – hier wächst jeder über sich hinaus

Zehn Minuten später tummeln sich 17 Mädchen und Jungen vor dem Monkeybaum, einer großen, alten Kastanie, die mit bunten Griffen ausgestattet ist. Ganz selbstverständlich stellen sich die Schüler in einer Reihe auf. Maike ist die Erste. Mit gelbem Helm und Klettergurt wagt sie sich in die Höhe, von Angst keine Spur. Susanne überprüft die Karabiner und schickt die Schülerin dann hoch hinauf. „Ich schaff’ das!”, ruft Maike und hangelt sich hoch. Und Maike schafft es! Oben angekommen applaudieren die anderen Schüler. Die Schülerin seilt sich lässig ab und kommt mit einem breiten Grinsen wieder unten an. Maike gesteht, dass sie vorher schon ein bisschen aufgeregt war. Aber als sie oben ankam, war sie ganz schön stolz. Als nächstes ist Maikes Freundin Kati dran. Die beiden Mädels tauschen Helme und Klettergurte. Dann kann es auch schon losgehen. In aller Ruhe setzt sie einen Fuß vor den anderen. Für sie kann es nicht hoch genug gehen. Auch Kati bekommt viel Zuspruch von den beiden Lehrerinnen und ihren Mitschülern. Maike schießt feißig Fotos von ihrer Freundin, die im Anschluss stolz betrachtet werden.

Teambildung: Alle ziehen an einem Strang

Geduldig warten die kühnen Kletterer auf die übrigen Kinder. Ihre Zeit vertreiben sie sich mit Spielen wie Cornhole und Leitergolf. Remo erklärt mir, wie die Regeln lauten. Das Beste für ihn ist aber, dass er hier mit seinen Freunden Zeit verbringen kann.

Während die Schüler sich vergnügen, beobachten Frau Rehage und Frau Hochhuth das Treiben von einem Platz in der Sonne. Endlich ist mal Zeit, einander besser kennenzulernen und Zeit miteinander zu verbringen.

In der Zwischenzeit fließen am Monkeybaum auch mal ein paar Tränen. Doch Teamerin Susanne meistert die Situation souverän. Unten angekommen wird mit der Schülerin abgeklatscht und ihre Freundinnen stehen zum Trösten parat! Die Erlebnispädagogin erzählt mir, sie begeistere vor allem zu sehen, wie durch die Herausforderung eine Gemeinschaft zwischen den Kindern entstehe und jeder einzelne über sich hinauswachse. Der Monkeybaum hat also seine Pflicht erfüllt. Glücklich und ausgepowert heißt es jetzt, alle 28 Kinder wieder zusammenzutrommeln. Treffpunkt ist der Bolzplatz. Was genau ansteht, verrät Susanne noch nicht. Fröhlich und gespannt marschieren die Kinder in Richtung Wald. Bis alle eingetrudelt sind, weiß Susanne die Meute mit einem weiteren Spiel zu beschäftigen.

Mit Selbstvertrauen über die Schlucht

Die nächste Station ist die Schlucht. Über einem Spazierweg zwischen Wanderwegweisern und Brombeerbüschen hat Susanne eine Slackline befestigt. Während sie die Regeln erklärt, ist die Schulklasse aus Heidelberg mucksmäuschenstill. Die Schüler werden mit einem Seil gesichert und balancieren über das stabile Gurtband. Zur Unterstützung können sie sich an einem weiteren Gurtband über ihren Köpfen festhalten. Die Mutigen können es kaum abwarten und finden es große Klasse, wenn Susanne sich ebenfalls auf die Slackline stellt. Schülerin Tamara wirkt tiefenentspannt und hat sogar noch Zeit, kess in die Kamera zu grinsen. Später verrät sie mir jedoch, dass sie schon ziemlich aufgeregt war. Außerdem wundert sie sich: Sie hat sich das Balancieren leichter vorgestellt. Der Gurt ist wackliger, als sie gedacht hat. Den Abgang von der Slackline nimmt die 12-Jährige aber grinsend hin.

Doch auch hier gibt es Kids, die dem Abenteuer skeptisch gegenüberstehen. Was Susanne den Kindern mit auf den Weg gibt, um sie zu motivieren, ist ihr Geheimrezept, behauptet sie grinsend, weiht mich dann jedoch ein, dass sie ihnen nur sagt: Ich weiß, dass du das kannst! Susannes Motto ist: Bin ich entspannt, sind die Kinder entspannt. Und genau das vermittelt sie und steckt Schüler und Lehrer mit ihrer Ruhe an. Mit Spaß und Witz nimmt Susanne den Kindern jede Angst, bis sie schließlich Freude daran haben, den Abgang von der Slackline absichtlich herbeizurufen und vor Freude jauchzend am Seil zu baumeln. Kichernd rappeln sie sich wieder auf und fitzen über das Band zurück, wo sie dann von den Mitschülern bejubelt und beklatscht werden. So werden aus kleinen Angsthasen plötzliche mutige Kletterer, die abends auf den Zimmern ihre Erfolgserlebnisse teilen. Susanne erklärt mir, dass es ganz wichtig ist, dass die Kinder dieses Selbstvertrauen erlangen, um zu wissen, was in ihnen steckt. Sie lernen auf andere Menschen zuzugehen und nehmen diese Erfahrungen mit ins Erwachsenenalter.

Stärken für die zweite Runde

Susanne läutet zum Mittagessen im Rittersaal. In einem fröhlichen Durcheinander sitzt die Theaterklasse des Hölderlin-Gymnasiums an einer großen Tafel und stopft Putenschnitzel, Kartoffelpüree und Gemüse in sich hinein. Zum Nachtisch gibt es eine große Portion Rote Grütze mit Vanillesoße für jeden. Danach wird gemeinschaftlich der Tisch abgeräumt, damit die Schüler ein bisschen Zeit mit Freunden und Freundinnen verbringen können. Die Mädels sammeln sich in ihren Zimmern, um zu quatschen und zu lesen. Danach wird die Burg erkundet. Die Lehrerinnen genießen derweil eine Tasse Kaffee in der Sonne. Sie sind sich einig, dass die Jugendherberge in Altleiningen ein großartiger Ort für die Schüler ist. Sie berichten mir, dass die Buchung und Planung der Anreise dank der Unterstützung seitens der Jugendherberge ein Kinderspiel war. Auch vor Ort herrscht ein familiäres Verhältnis, fndet Frau Rehage. Lehrerin Ina Hochhuth ist hingerissen von dem Angebot der Jugendherberge. Sie konnte vorab aus verschiedenen Bausteinen ein Programm zusammenstellen. Die Kinder sind ganz begeistert und kriegen gar nicht genug vom Klettern.

Frei und fröhlich statt durchgetaktet

Die Mittagspause ist vorbei und die ganze Truppe macht sich wieder auf den Weg zur Schlucht. Nun dürfen auch noch die übrigen Kids ihr Können auf dem Seil präsentieren, während die anderen im Wald toben. Susanne erklärt mir, dass gerade diese Unabhängigkeit für die Kinder wichtig ist. Sie ist froh, wenn die Lehrer sich im Hintergrund halten und ihren Schülern die Möglichkeit geben, sich selbst zu beschäftigen. Sie ist der Meinung: Das Leben ist zu sehr durchgetaktet, dabei brauchen Kinder unbedingt auch ihre Freiheit.

Ein Team für Mister X

Gemeinsam wandern alle zurück zur Burg. Für den nächsten Programmpunkt werden Handys benötigt, die Susanne verteilt. Während die elektronischen Begleiter bisher von keinem der Schüler vermisst wurden, sollen sie ihnen nun den Weg weisen. Die Erlebnispädagogin schickt die Schüler nämlich in Kleingruppen über das Gelände, um Mister X zu fnden. Mithilfe eines GPS-Programms klappern die Mädchen und Jungen sechs Stationen ab. Als Team müssen sie selbstständig die Rollen verteilen, um dann als Gemeinschaft ans Ziel zu kommen. Aufgeregt stürmen sie los. Von Müdigkeit keine Spur. Dass sie noch ein bisschen Energie für die große Klassenparty heute Abend brauchen, ahnen sie noch nicht, denn die ist eine Überraschung. Eins ist jedoch sicher: Heute Abend wird die ganze Mannschaft hundemüde, aber überglücklich in die Kissen sinken.

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