Beziehung zwischen Lehrkraft und Kind unterstützen

Viele Kinder sitzen in einer Klasse und melden sich, der Lehrer steht vor der Tafel und ruf einen Schüler auf.

Gedanken aus dem Lehrerzimmer

Warum ist es wichtig, die Beziehung zwischen Kind und Lehrkraft zu unterstützen, Saskia Niechzial?

Im Schulalltag brauchen Kinder Leuchttürme, die ihnen Orientierung bieten. Saskia Niechzial, Grundschullehrerin und Mutter von drei Kindern, weiß genau, wovon sie spricht. „Also momentan gibt euch Herr Niemeyer aber viel zu viele Hausaufgaben auf! Das geht gar nicht.“ „Wieso sollst du denn jetzt dauernd an dem Vierertisch sitzen? Da kann man sich doch gar nicht konzentrieren. Das sollte Frau Gül eigentlich wissen.“

Und mal ehrlich? Wer hat solche Sätze von Eltern nicht schon gehört? Meist steckt dahinter keine böse Absicht. Vielmehr wird in diesen Momenten Unmut geäußert, der aus dem Bedürfnis entsteht, gut für die eigenen Kinder zu sorgen. Das ist so weit verständlich. Nur leider hat die Sache einen Haken: Für Kinder können solche Kommentare auf Dauer emotionalen Stress erzeugen. Sie können oft nichts an den kritisierten Situationen ändern oder empfinden sie selbst vielleicht gar nicht als problematisch. Vor allem aber richten sich solche Worte gegen eine für das Kind wichtige Bezugsperson und – zack – sitzt es zwischen den Stühlen. Es ist nämlich so: Für unsere jüngeren Schulkinder sind wir Lehrkräfte unheimlich wichtige Orientierungspunkte. Wir sind ihre Leuchttürme, die sie durch den Nebel und das manchmal stürmische Gewässer des Schulalltags lotsen. Gerade im Grundschulbereich ist die Beziehung, die Kinder zu uns aufbauen, und die damit erlebte Bindungserfahrung prägend. Schließlich sind wir die ersten Lehrkräfte, auf die sie in ihrem Schulleben treffen. Darum ist es wichtig, dass Eltern dieser Beziehung erst einmal Raum geben und sie unterstützen.

Kommt das Kind gut mit seiner Lehrkraft klar und akzeptiert sie als wichtige Bezugsperson, sollte das zunächst respektiert werden. Die Meinung der Eltern hat für Kinder ein enormes Gewicht. Sprechen Erstere – wenn auch nur am Rande – eher negativ über die Lehrkraft, kommt das Kind in eine Art Loyalitätszwickmühle und das zieht unnötig Energie, die die Jüngsten gut woanders gebrauchen können. Die Anforderungen der heutigen Schulwelt sind hoch. Eltern sollten sich daher ehrlich fragen, ob SIE das Problem haben oder ihr KIND in Schwierigkeiten steckt. Das heißt nicht, dass man mit allem einverstanden sein muss. Wichtig ist nur, dass zunächst der Austausch mit der Lehrkraft gesucht wird, bevor Kinder in die Sache hineingezogen werden.

Und was ist, wenn das Kind die Lehrkraft tatsächlich nicht mag? Dann sollte man unbedingt herausfinden, ob es sich um einen einmaligen Frustmoment handelt. Vielleicht gab es einen Konflikt in der Schule, der mit den Worten „Frau Bleek ist echt immer total fies“ Ausdruck findet. Dass Kinder ihrem Ärger Luft machen, ist gut und normal. Indem man sich auf mögliche Lösungswege konzentriert, zeigt man ihnen, dass man sie auch ernst nimmt. Wenn sich Schulkinder lang anhaltend negativ äußern und Hilfe suchen, ist der Dialog zwischen Eltern und Lehrkräften der Schlüssel. Da solche Gespräche durchaus herausfordernd sein können, ist es ratsam, dass sich beide Seiten von Beginn an um eine gute Beziehung bemühen. Lehrkräften kann dies proaktiv gelingen: durch transparentes Arbeiten, regelmäßige Informationsweitergabe – zum Beispiel in Form eines Newsletters – und durch eine zugewandte Haltung.

Eure Saskia Niechzial

Saskia Niechzial ist Lehrkraft und Autorin
Auf ihrem Instagram-Kanal @liniert.kariert gibt Saskia Niechzial viele Impulse an Eltern und Lehrkräfte für ein Schulsystem auf Augenhöhe. Im März erschien ihr erster Elternratgeber „Hallo Schulanfang“.

Fotos: westend61 (envato),

Liebe Lehrer*innen,

jetzt möchten wir eure Gedanken zur „Beziehung zwischen Kind und Lehrkraft“ hören. Diese Beziehung ist wichtig für das Lernen, die Motivation und das Wohlbefinden der Schüler*innen. Teilt eure Ansichten, Strategien und Geschichten mit uns. Wie baut ihr eine positive Verbindung auf? Wie geht ihr mit Herausforderungen um? Eure Kommentare sind uns wichtig.

Mit freundlichen Grüßen,
Eure DJH-Redaktion

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